Über Getränkemoden, eine Ausgeh-Historie und ein Liquid Cocaine Guide für München

goingout in munich drinking liquidcocainWenn man die große 3 überschritten hat und gerne ausgeht, hat man so einiges an Trends miterlebt. Auch was die Getränkemode betrifft. Dabei gibt es nicht nur altersbedingte sondern auch regionale Unterschiede.  Angefangen auf den fränkischen Dorf-Beatabenden meiner Jugend. Longdrinks? Nie gehört! Asbach-Cola oder Bacardi-O in kleinen Gläsern zu noch kleineren Preisen und Sekt für ne Mark fuffzig, das gabs in der Bar. Mit den ersten Führerscheinen zog es uns dann in die Stadt. Würzburg Airport war angesagt und das Landkind erstmal erschrocken.  Die Auswahl, die hohen Preise und: Warum müssen überhaupt die Gläser so groß sein? Aber bevor ich rausfinden konnte, dass dies nun Longdrinks sind, eroberte schnell ein anderer Trend in noch größeren Gläsern die fränkische Nachtwelt: Der Masterblaster. Ich kann mich noch gut erinnern, wie der typische U20 Jugendliche bewaffnet mit einem Hefeglas, voll mit dem teuflischen Vodka-Bull-Sekt-Gemisch, die Nächte durchtanzte und -wankte.  In Würzburg damals ein Erfolgsgetränk. Ich glaube es gibt dort immer noch jedes Semester die „Masterblaster“ Party einer Verbindung. Zu meiner Verwunderung musste ich feststellen, dass dieser Hype die Grenzen Mainfrankens nie überschritten hat. (Kleiner Exkurs am Rande: Die Kombination einerseits hoch ambitioniert als „coole“ Discoqueen mit mörderhohen Buffalo-Stiefeletten irgendwelche sexy House-moves zu praktizieren und andererseits dabei ein riesen Hefeglas Masterblaster rumzuschwenken erscheint mir rückblickend dann doch ziemlich amüsant.) Später  lernte ich dann doch noch was ein Longdrink ist und war gewappnet für das Nachtleben in der Münchner Großstadt ;-)

liquid cocaine im_valentinstüberlUnd jetzt, eine Ausgeh-Dekade später, wurde ich wieder Opfer einer Getränkemode. Municorn’s Lieblingsdrink und ganz groß in der Münchner Nacht: Liquid Cocaine.  Auch die SZ schreibt in ihrer Bar-Kolumne „…die in München mittlerweile obligatorischen Stamperl Liquide Cocaine“  Und wieder mache ich die Erfahrung, dass ich außerhalb Münchens vom Barkeeper mit großen Augen angeschaut werde, wenn ich einen bestellen möchte. Cocaine? Was? Drogen? Neeiiiiiin! Aber auch hier passiert es manchmal, dass man mehr oder weniger genervt  „Haben wir nicht“ als Antwort bekommt. Also, was ist drin ? Wie schmeckt er und wo bekommt man ihn, wenn er doch schon obligatorisch ist? Ein Erfahrungsbericht:

Entdeckt: Schnelle Liebe, irgendwann im Sommer 2011

Als ich einmal zusammen mit Mrs. N und Mr. M der Schnellen Liebe einen Besuch abgestattet habe, wunderten wir uns, dass ständig kleine Gläser mit einem braunen, schäumenden Getränk über den Tresen wanderten. Der Barkeeper klärte uns dann auf. Das mysteriöse Getränk heißt Liquid Cocaine und wird immer in vier  kleinen Gläsern serviert. Die Tatsache, dass wir nur zu dritt waren hielt uns natürlich nicht davon ab, das Ganze zu bestellen. Zu unserer Überraschung schmeckte der Drink viiiieeeel leckerer als ein Shot. So wie Eiskaffee oder Frappuccino mit Schnapps. Die Stimmung war danach auch vieeeeel besser als vorher, war man zu fortgeschrittener Stunde plötzlich topfit und voll gut drauf. Lecker, berauschend und revitalisierend. Ein neuer Lieblingsdrink war gefunden.

Was drin ist:  Soweit ich das beobachten konnte, wird frischer Espresso zusammen mit Vodka und Zuckersirup kalt geshaked. Das variiert aber von Bar zu Bar. Genauso wie die Größen und Preise, ein weiteres Mysterium. Kann man in der schnellen Liebe immer nur vier größere Shots bestellen, darf man sich beim Robinson die Stückzahl aussuchen und bekommt im Valentin Stüberl, wenn man nix dazu sagt, gleich ein riesen Longdrinkglas serviert. Im Enrico Palazzo dafür ganz kleine Shot-Gläschen.

Wo man ihn bekommt:  Sicher nicht überall, wobei der Verteilungsgrad in den letzten Jahren mit der Beliebtheit zugenommen hat. Meistens in Bars, die auch Kaffee anbieten, weil man braucht ja die Espresso-Maschine. Aber auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel. Wo ich ihn schon getrunken habe:  Valentin Stüberl, Schnelle Liebe, Enrico Palazzo, Robinson Bar, Lola, Nage und Sauge  Wo andere ihn schon getrunken haben:  Schall und Rauch, Cafe Cosmos, Holy Home

enricopalazzo_rodeoWenn ich mir die Liste so anschaue muss ich sagen, das sind alles lässige Bars mit entspanntem Publikum ohne Schnösel und mit einem angenehmen Anteil an Hippstern und Normalos ohne 0815 zu sein. So wie ichs beim Ausgehen gerne mag. Hm. Vielleicht ist ja das Angebot von Liquid Cocaine DER Indikator für coole Bars?

Kennt ihr noch Läden die mit auf die Liste müssen? Und welche Getränkemoden sind euch schon so untergekommen? Ich hoffe die kleine Ausgeh-Historie hat euch nicht gelangweilt und genauso viel Spaß gemacht wie mir.

Alles liebe und Prost! *thea

P.S. Wenn ihr auf Bar-Tour seid und wieder einmal Lust auf Getränke zu kleinen Preisen in kleinen Gläsern habt, Stichwort „Beatabend-Sekt“, dann kann ich die Geyerwally empfehlen. Die ist gleich ums Eck vom Enrico Palazzo und ne richtige Boazn mit eben diesem Angebot.

oldscool drinking at geyerwally