Municorn goes Lago di Garda

Kennt ihr noch die Facebook-Gruppe „Things Münchner don’t say“? Vor ungefähr einem Jahr gabs einen Hype im Social Web mit Sammlungen von Dingen, die Gruppe xy angeblich nicht sagt. Innerhalb weniger Tage hatte die Münchner Variante 40.000 Likes und ich glaube binnen nicht viel weniger Zeit war der Trend dann auch schon wieder vorbei. Warum ich jetzt hier in meinem Reise-Post von vergangenen Trends schwafeln muss? Ich habe das Talent manchmal jahrelang über den gleichen Witz zu lachen (nicht selten auch über meine eigenen, hehe) Und so muss ich heute noch bei passenden Gelegenheiten an Sprüche wie „Taxi ist mir zu teuer“, „Gehen wir zum Schinesichen Turm“ und vor allem „Ich war noch nie am Gardasee“ denken und schmunzeln. Weil sie es ja irgendwie treffen. Bevor ich in München gewohnt habe, war ich wirklich noch nie am Gardasee. Ist man dann aber Bewohner des schönen Monaco di Bavaria poppt das Wort „Gardasee“ spätestens im Mai kurz vor den in Bayern großzügig gegebenen Brückentagen auf. Mindestens jeder zweite in Büro, Freundeskreis und Co. plant, redet oder erinnert sich an einen Trip zum Gardasee. Es ist ja aber auch so nah. Und gleich so mediterran!

Mittlerweile habe ich es dann immerhin auch drei mal dort hin geschafft, Tendenz steigend, wie es sich für eine richtige Münchnerin gehört. Dass man dann aber auch mit halb München und vielen weiteren Italien-Liebhabern den Fronleichnamstag im Stau am Brenner verbringt, relativiert das „aber auch so nah“ und „gleich so südlich, hier“ dann wieder. Hierfür empfehle ich die richtige Reisebegleitung. Denn in unserem vierer Blondinen-Mobil war das diesjährige Urlaubsmotto schnell gefunden: Weiber-Tratsch. Non-Stop. Dass keiner nach den vier Tagen heiser war, wundert mich dann doch ein bisschen. Langweilig wird’s dann an der gefühlt dritten Brenner-Baustelle auch nicht. So konnten wir dann nach sieben Stunden Fahrt und einem Kreisverkehr-Reiseübelkeits-Opfer unsere nagelneue Ferienwohnung in Polpenazze beziehen. Das kleine Dörfchen ist an der Westseite etwas höher vom Ufer gelegen. Dass wir etwas länger fahren mussten, als zur Osseite hat sich aber trotz regelmäßig einstellender Kreisverkehr-Reiseübelkeit  gelohnt. Waren wir doch die einzigen Gäste im Apartmenthaus, hatten den wunderschönen Pool und Garten für uns und auch noch die Wohnung mit Seeblick bekommen.

Neben der Abhandlung diverser Gesprächsthemen wie Mode, Work-Life Balance, US-Serien und Beziehungen bis hin zur intriganten Großmutter gabs noch ein weiteres zentrales Thema: Märkte. Die geübte Gardasee-Besucherin recherchiert am besten schon vor dem ersten aufwachen, in welchem Ufer-Städtchen an welchem Tag Markt ist. Die Märkte haben nämlich meistens nur vormittags geöffnet, weswegen man gleich morgens aufbrechen sollte. Neben italienischen Köstlichkeiten, wie frischem Obst, Käse oder Salami kann man sich auch mit der ein oder anderen Textil-Ware eindecken. Bei allen Märkten gibt es zwar immer ähnliche bzw. gleiche Stände, was einen aber nicht wirklich von wiederholten Markt-Besuchen abhalten muss.

Erstens hat man dann immer noch die Chance, die Handtasche und den Walle-Rock, die man doch nicht gekauft hat, am nächsten Tag noch zu holen, und zweitens kann man nach dem Marktbesuch durch die schönen Städtchen am See flanieren, wenn man schon mal da ist. Das tolle an Italien ist ja auch die Aperitivo-Kultur. Ich liebe die kleinen Snacks, die man immer dazu gereicht bekommt. Mit Prossecco und Spritz, abwechselnd mit Eis- und Cafe-Spezialitäten plätschert so ein Nachmittag an der Uferpromenade dann doch recht stilvoll vor sich hin.

Stilvoll ist es auch, die feine regionale Küche auf einem Weingut zu genießen. Im Hinterland von Sirmione, der Stadt am Südzipfel des Gardasees, wird der Lugana angebaut. Dementsprechend viele Weingüter gibt es dort auch. Wein kaufen kann man bei allen, einkehren meistens nicht. Glücklicherweise haben wir im letzten Jahr bei einer Radtour das Gut Selva di Capuzza entdeckt.

Das ist ein Agroturismo mit Weinverkauf und Küche. Da wollten wir dieses Jahr wieder hin und haben fürs Abendessen einen Tisch vorreserviert. Ein Learning aus dem letzten Jahr. Nachdem im Hof der Aperitif mit frischem Parmesan und Oliven auf weiß eingedeckten Holzwägen serviert wird, kann man sich dann im Restaurant zwischen einem Degustations-Menü und a la carte Essen entscheiden. Weil uns das Menü zu fleischlastig war, haben wir uns für Pasta und Desserts aus der Karte entschieden. Nebenbei werden die verschiedenen Weine zum probieren ausgeschenkt. Der Prosecco und der einfache weiße Lugana haben es mir übrigens besonders angetan. Außerdem gibt es auch selbst gepresstes Olivenöl zum probieren und kaufen. Mit vollen Pasta-Bäuchen und einem Kofferraum voll mit Weinkisten sind wir dann vom Hof gerollt.

Vor der Rückfahrt Richtung Brenner-Stau empfehle ich noch einen Stop in Peschiera, dort  wo das Wasser eine unglaublich schöne Türkis-Farbe hat. Da kann man am Steg zu mittag essen und noch ein Eis  auf die Hand holen, bevors zurück nach Deutschland geht. Übrigens, bei der Autobahn-Auffahrt Affi gibt es ein Einkaufszentrum, für diejenigen, die sich noch schön mit italienischen Supermarkt-Artikeln eindecken möchten. Hier findet ihr die Links zu meinen Tipps:

1. Ferienwohnung in Polpenazze, Airbnb, ab 100€/Nacht
2. Weingut Selva di Capuzza, Reservieren zum Essen, haben auch Ferienwohnungen
3. Noch ein Weingut, dort kaufen gehobene Gastromonen ihren Lugana
4. Märkte und Shopping am Gardasee

So, ich hoffe ich habe den alten Gardasee-Hasen unter euch ein paar Eindrücke zum in Erinnerung schwelgen geboten und den Gardasee-Anfängern Lust auf einen Kurzurlaub machen können. Damit hier bald keiner mehr sagen  muss: „Ich war noch nie am Gardasee“.
Einen schönen Sonntag wünscht euch
*thea