Wanderlust // Ein Tag am Jochberg

In meiner Kindheit und Jugend waren sie eher Oma-Style: Die Heimatfilme. Von der Eltern-Generation als spießig und altbacken verpönt, sehnten sich meine Großeltern nach der heilen Welt der Almen, die in liebliche Berglandschaften eingebettet sind. Da man damals aber nicht oft verreiste, und es von Franken nach Obernbayern doch ein Stück ist,  wurde die Sehnsucht etwas kitschig im Garten ausgelebt. So hat klein *thea zwischen Bambi-Figuren, Opas selbst gezimmerten Schwarzwald-Häuschen und ausgestopften Fasanen im Gartenhäuschen gespielt. Die Liebe zu den Bergen hat mich trotzdem im ein oder anderen Ski-Urlaub erwischt und wandern in der Natur gehörte auch in den 90gern zum Standard-Familien-Ausflugs-Repertoir.

Als Wahlmünchnerin wohne ich mittlerwiele näher an den Bergen und nutze gerne die Gelenheit einen Tag im schönen Umland zu verbingen. Der einzige Punkt, warum ich mit einem Autokauf liebäugele sind übrigens die Berge. Für mein Münchner Großstadtleben mit Nahverkehr und Radl wäre es pure Geldverschwendung – für Ausflüge aber ein echter Gewinn. Bis dahin freue ich mich über jede Mitfahrgelegenheit. Deswegen bin  ich am Samstag auch spontan aus dem Bett gesprungen, habe mir den Rucksack umgeschnallt, schnell eine Frühstücks-Banane geschnappt und bin ins Auto gehüpft, zur Wandercrew, die spontan angerufen hatte weil ein Platz frei war. Die hat sich übrigens schon als Ski-Crew bewährt, bzw. könnte man uns auch die „Outdoor-Freunde“ von Mr. M nennen, die sich regelmäßig zu Aktivitäten im Münchner Umland versammeln. Diesmal sollte der Jochberg das Ziel sein.

Die Route war schon ausgesucht und geplant, ich musste mich also nur noch ins Auto setzen und nach einer knappen Stunde Fahrt waren wir am Ausgangspunkt. Der Parkplatz auf der Kesselbergstraße liegt schon auf über 800 Meter Höhe und der Einstieg befindet sich auf der Straßenseite gegenüber. Dort gings dann gleich los, mit großen Schritten durch den Wald. Die großen Schritte wurden bald kleiner, und wer jetzt aufgrund der vorherigen Absätze denkt, ich wäre Wander-Spezialistin, der hat sich leider geirrt. Der Weg wurde schnell steil, und ich musste meiner Sportler-Crew ganz schön hinterher hecheln. Belohnt wird man unterwegs aber auch.

Vom weichen federnden Waldboden, der sauberen Luft, dem immer wieder rausspitzenden Kochel- und Walchensee und den tollen Ausblicken. Die beiden Seen locken mit ihrer türkisen Farbe und je weiter du hoch kommst, desto mehr ahnst du, welch tolles Panorama am Gipfel noch auf dich wartet. Ein Schild hätte uns noch fast in die Irre geführt, denn in einem bewaldeten Sattel findet man eine Abzweigung zur Jocheralm. Nach dem Aufstieg, der bis hierhin schon anstrengend war,  wurde nochmal die Willenskraft aktiviert, die knurrenden Mägen ignoriert und tapfer in Richtung Gipfel weiter marschiert.

Entlang des bewaldeten Berg-Kamms geht’s dann bald über freies Gelände hoch bis zum Grat und dann noch ein Stück weiter den Weg entlang bis zum Gipfel. Dort wurden wird dann aber wirklich belohnt. Mit zwei Seen im Blickfeld, Bergwiesen mit bunten Blumen, Sonnenschein und freier Sicht. Das alles begleitet vom sanften Läuten der Kuhglocken. Das Heimatfilm-Idyll in vollster Perfektion, meine Großeltern wären stolz auf mich. (Ignorieren muss man halt die blöden Mückchen, die einen beim Posen für das Gipfelfoto etwas weniger idyllisch stören.)

Bei all dem Gipfelglück habe ich dann aber doch den Weg in den Füßen und vor allem den leeren Magen gespürt, und war dann froh, also wir ein Stückchen weiter unten dann doch auf der Jocheralm eingekehrt sind. Auf der Bank vor der Alm im Sonnenschein frische Buttermilch und leckeren Käse von den glücklichen Kühen, die nebenan weiden, zu genießen, war hochverdient und hat die Lebensgeister dann auch recht schnell wieder zurück gebracht.

Ausgeruht und gestärkt gings dann dem Abstieg entgegen. Der war nicht weniger steil, was einen zwar schneller vorwärts kommen lässt, aber konzentrieren muss man sich auch ein bisschen. Eigentlich wollten wir direkt wieder beim Parkplatz raus kommen, denn auf Landstraße zum Auto zu wandern schien uns nicht so attraktiv, haben uns dann aber aus Versehen für den Rundweg entschieden.  Dafür folgt man dem Weg Richtung Sachenbach und steigt auf einem schmalen, manchmal undeutlichen Pfad durch den Wald runter zum Walchensee. Hier läuft man am Ufer entlang zurück zur Kesselbergstraße und kurz hoch zum Parkplatz. Der Weg ist zwar deutlich länger, aber dafür hat man dann endlich den See auch mal ganz in der Nähe. Und wer sich auskennt, oder meinen Blog liest, nimmt im Sommer Badesachen mit und springt ins kühle Nass, ein „Merke“ fürs nächste Mal! Auf der Wegbeschreibung wird die Tour übrigens als leichte Familienwanderung empfohlen, ich muss schon sagen, dass ich am Schluss ganz schön erschöpft war, aber auch glücklich von dem schönen Weg. Ich habe mir sagen lassen, dass die Saison für die Almen im Sommer übrigens erst angefangen hat. Wer mich also spontan in sein Auto laden will, kann das gerne tun ;-)

Ich wünsche euch eine schöne Rest-Woche, der Sommer soll wieder kommen, genießt ihn ,ob in der Stadt oder dem schönen Umland.
Euer Wander-Corn *thea