Hallo ihr Lieben, heute begrüßt euch nicht wie sonst *thea, sondern ich, Ariane. Ich schreibe sonst auf www.heldenwetter.de über Fotografie, Reisen, Gedanken und mehr – und teile heute, während Thea durch Vietnam reist, mit euch meine liebsten Fernweh-Bücher. Thea hatte ja selbst schon einmal 10 Tipps für Hängematte & Co. gepostet und war so selbst ganz gespannt darauf, was ich Reisefreunden als Lektüre empfehle. Ich selbst verreise meist nur mit Handgepäck beziehungsweise mit meinem großen Rucksack, das heißt, es darf normalerweise nur ein einziges Buch mit. Das muss also so gut sein, dass ich lange Buswartezeiten, Zugfahrten oder verregnete Nachmittage im Hostel überstehe, und dass ich es am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Es darf nicht schwere Kost sein, jedoch auch auf keinen Fall zu seicht oder uninteressant. Und es muss zur Urlaubsstimmung passen und ein wenig Fernweh schüren. Und idealerweise natürlich noch zur bereisten Region passen. Eine schwierige Kombination… und doch habe ich so einige Bücher gefunden, die meinen Ansprüchen entsprechen. Vielleicht gefallen sie euch ja genauso gut wie mir.
Jonathan Safran Foer – Alles ist erleuchtet
Ganz ehrlich: Lest dieses Buch. Wenn ihr euch keinen anderen Titel der Liste merkt, okay, merkt euch wenigstens diesen einen. „Alles ist erleuchtet“ ist lustig, spannend, ergreifend, interessant, bewegend, humorvoll und einfach fantastisch geschrieben. „Held“ der Geschichte, wie er von Übersetzer Alex genannt wird, ist Foer selbst, der in der Ukraine nach den Wurzeln seiner Familie sucht – und nach der Frau, die während des Zweiten Weltkrieges seinem Großvater das Leben rettete. Begleitet wird er nicht nur von Alex, der ein herrlich falsches Englisch spricht, sondern auch von dessen Großvater, der vorgibt, blind zu sein, und seiner Hündin Sammy Davis jr. jr., die es besonders auf den hundescheuen Helden abgesehen hat. Vorurteile prallen aufeinander und es entstehen viele lustige Situationen, bis sich das Gespann allmählich anfreundet und die vier der Geschichte von Foers Familie auf die Spur kommen.
Vladimir Nabokov – Lolita
Ein heftig umstrittener Roman, den man so vielleicht nicht auf einer Fernweh-Liste vermuten würde. Nabokov schreibt von der verzweifelten Liebe eines mittelalten Mannes zu einem zwölfjährigen Mädchen, Lolita. Durch verschiedene Ereignisse kommt dieser zum alleinigen „Besitz“ Lolitas und beginnt, mit ihr durch die USA zu reisen. Warum man das Buch lesen sollte, brauche ich wahrscheinlich nicht groß darlegen – zum einen ist „Lolita“ ein moderner Klassiker und allein aufgrund der darum entstandenen Debatte eine Lektüre wert, zum anderen ist Nabokovs Sprache so phänomenal, kreativ und bildhaft, dass ihr manche Stellen wahrscheinlich mit offenem Mund mehrmals lesen werdet. Und warum es auf einer Reiseliste landet? Weil die zweite Hälfte des Buches an einen Roadmovie erinnert, und das Ende fast schon an einen Tarantino-Film – mitnehmen und begeistert sein!
Mario Vargas Llosa – Tod in den Anden
Noch ein etwas ernsteres Buch in der Liste. „Tod in den Anden“ ist wohl vor allem für alle geeignet, die in die Andenregion Lateinamerikas reisen oder sich zumindest dafür interessieren. Thema des Buches ist den meisten Menschen in Deutschland wohl wenig bekannt: In Peru herrschten in den 1980er und 90er Jahren quasi bürgerkriegsähnliche Zustände, verursacht durch maoistische Guerilla-Gruppen und die heftige Antwort des peruanischen Militärs. In „Tod in den Anden“ wird ein Polizist während genau dieser Zeit aus Lima in die Anden versetzt, in ein kleines Dorf, in dem drei Menschen verschwunden sind. Dort sitzen der Polizist und sein Helfer wie in der Falle. Sie sehen sich nicht nur von Terrorkommandos bedroht, sondern auch einer brutalen Natur und einem unbarmherzigen Klima ausgesetzt. Noch dazu sind auch die Dorfbewohner abweisend und zutiefst abergläubisch, was die Ermittlungen erschwert. Meiner Meinung nach gibt das Buch einen unheimlich spannenden Einblick in die peruanische Geschichte, die ganze Stimmung der damaligen Zeit wird sehr greifbar wiedergegeben. Zudem schafft Vargas Llosa es auf interessante und zugleich verstörende Weise, Aberglaube und reale Geschehnisse ineinander zu verwickeln.
Banana Yoshimoto – Sly
Eigentlich könnte ich euch jedes Buch von Banana Yoshimoto empfehlen, denn viele ihrer Bücher wecken Fernweh und jedes Einzelne ist richtig gut. Ihre Bücher handeln oft davon, wie junge Menschen nach einem Schicksalsschlag ihr Leben meistern, und wenn ich mit einem Buch fertig bin, fühle ich mich immer unheimlich geborgen und habe das Gefühl, dass alles auf der Welt gut ist – perfekt für einen Urlaub, oder? In „Sly“ erfährt der junge Takashi, dass der HIV-positiv ist, und beschließt, mit zwei Freunden nach Ägypten zu reisen, ein Land, das einen ganz anderen Umgang mit dem Tod hat und in dem man sich den Göttern näher fühlt. Alternativ könnt ihr euch ja mal „Amrita“ ansehen: Eine gefeierte Schauspielerin stirbt und hinterlässt eine ungewöhnliche Wahl-Familie. Nach und nach schafft es jeder anders, mit dem Tod umzugehen, und dabei hilft zum Beispiel eine Reise auf eine ferne Pazifikinsel. Oder „Federkleid“, in dem eine junge Frau nach einer Trennung von der Großstadt zurück in ihre Heimat zieht. Oder… ach, ich höre jetzt mal auf. Ihr merkt: Banana Yoshimotos Bücher sind optimale Reisebegleiter.
Jack Kerouac – Dharma Bums
Auf einer Reise-Literaturliste würde man wahrscheinlich „On the Road“ von Kerouach vermuten. Doch ich möchte euch ein anderes Buch von ihm nahelegen. In „Dharma Bums“ (der deutsche Titel ist so doof, dass ich den englischen verwendet habe: „Gammler, Zen und Hohe Berge“) geht es um die Welt des Zen-Buddhismus, um Meditation und die Einsamkeit in den Bergen, und gleichzeitig um Partys mit Jazz, Sex und Drogen. Kerouacs Schreibstil ist rasant, und so lesen sich auch seine Bücher, was sie, wie ich finde, zur perfekten Reiselektüre macht. Die Protagonisten suchen nach einem intensiven Leben und danach, einen Sinn in dem zu spüren, was sie tun – diese Themen sind heute noch aktuell, auch wenn Kerouacs Bücher bereits aus den fünfziger Jahren stammen, und begleiten wohl auch viele Reisende von heute.
Jon Krakauer – In die Wildnis: Allein nach Alaska
Viele von euch werden wahrscheinlich den Film gesehen haben, aber auch das Buch dahinter ist sehr zu empfehlen. Jon Krakauer arbeitet eigentlich als Wissenschaftsjournalist und hat in „In die Wildnis“ das Leben von Christopher McCandless rekonstruiert, der nach seinem Top-Studienabschluss alles hinwarf und beinahe ohne Besitztümer quer durch die USA bis nach Alaska reiste, um dort ein Leben fernab der Zivilisation zu beginnen – und schließlich nach kurzer Zeit dort starb. Krakauer hat sich dabei vor allem der Frage gewidmet, was McCandless dazu getrieben hat, alles hinter sich zu lassen. Entstanden ist ein traurig-schönes Buch, das nichts verklärt und doch beeindruckt. Definitiver Lesetipp! Zu empfehlen für Naturliebhaber ist auch „In eisige Höhen“ von Jon Krakauer, ein Bericht über eine tragisch verlaufene Everest-Besteigung. Ich selbst liebe ja solche Bergsteiger- und Überlebensgeschichten, egal, ob in Buch oder Film, und kann da kaum aufhören zu lesen.
Yann Martel – Schiffbruch mit Tiger
Yann Martel erzählt die Geschichte von Pi Patel, der mit seiner Familie von Indien nach Kanada ziehen möchte – und durch einen Schiffbruch auf einem Rettungsboot landet, zusammen mit einem ausgewachsenen bengalischen Tiger. Das klingt schon mal verrückt, und noch verrückter ist es, dass Pi am Ende lebend an der Küste ankommt. Die Geschichte darum herum ist so unglaublich wie spannend und beinhaltet wunderschöne Sonnenuntergänge, eine fleischfressende Insel und jede Menge Überlebenstipps. Ein richtig schönes Buch für jede Lebenslage und vor allem für den Urlaub.
Haruki Murakami – Sputnik Sweetheart
Bei Haruki Murakami geht es mir ähnlich wie bei Banana Yoshimoto: Ich liebe jedes einzelne Buch, das ich in die Finger bekomme. „Sputnik Sweetheart“ habe ich aufgrund des Reisebezugs ausgewählt, der schon im Namen steckt – „Sputnik“ ist das russische Wort für Reisegefährte. Im Buch geht es um einen Lehrer, der für eine ehemalige Kommilitonin schwärmt. Die hat sich jedoch Hals über Kopf in eine Frau verliebt und ist mit ihr auf eine Insel in der Ägäis geflogen, wo sie spurlos verschwunden ist. Der verschmähte Liebhaber hilft bei der Suche – und Murakami zeigt, wie so oft, skurrile Umstände und surreale Ereignisse. Das Thema des Verschwindens und Suchens zieht sich übrigens duch viele seiner Werke, zu empfehlen wäre auch „Mister Aufziehvogel“ oder der Kurzgeschichtenband „Der Elefant verschwindet“.
Sehr schöne Liste! Lolita hätte ich tatäschlich nicht so auf dem Schirm, aber das, was du schreibst klingt doch interessanter als gedacht. Tod in den Anden habe ich auch gelesen, kann ich ebenfalls empfehlen.
Und ein …ähh… interessanter Ausblick auf Lissabon ;)